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Hier folgt der Text zum obigen Artikel aus der Stuttgarter Zeitung

Die kleine Freiheit

Dauercamping Bruni Prasske verbringt ihre Sommer im Wohnwagen am Elbstrand. Über diese Form der Zivilisationsflucht hat die Hamburgerin jetzt ein amüsantes Buch geschrieben. Von Ulrike Frenkel

Unvorstellbar“, schreibt Bruni Prasske, „dass Rex innerhalb weniger Wochen nicht nur meine Träume und Fantasien beherrschen sollte, sondern zum Antrieb meines gesamten Strebenswerden würde“. Am Anfang dieser besonderen Beziehung, sagt die Autorin des neu erschienenen Buchs „Mein Wohnwagen und ich“, habe kein hehres Gedankengebäude über das einfache Leben gestanden, sondern Liebeskummer. Der Mann an ihrer Seite war ihr kurz zuvor abhanden gekommen.

Anstatt sich in ihren Trennungsschmerz zu vergraben, suchte die Hamburgerin ein neues Liebesobjekt und fand – Rex. Ermisst fünf Meter dreißig, hat etliche Jahre auf dem Buckel, ist bei ihrer ersten Begegnung verwahrlost, stinkt und weist etliche Altersflecken auf. Trotzdem wirdmehr daraus, denn Prasske, die in Deutschland einige Zeit als Interkulturelle Pädagogin mit Asylbewerbern arbeitete und sich länger im Iran, in Südamerika und Südafrika aufhielt, ist keine Frau von der bangen Sorte. Es trieb sie zunächst der Wunsch, „draußen bleiben zu können, wenn die anderen abends wieder in die Stadt fahren“, wie sie schwärmerisch erzählt. Der betagte Wohnwagen, aus dem sie in mühsamer Arbeit „mit wenigen Mitteln“ ein unkonventionelles Schmuckstück macht, bietet ihr genau diese Möglichkeit: am Elbstrand in erster Reihe zu wohnen, näher dran am Fluss als die reichen Villenbesitzer von Blankenese und gleichzeitig ein ganzes Stückweg von der Zivilisation.

Die Erfahrungen ihres ersten gemeinsamen Sommers sind in schriftlicher Form heitere Selbsterfahrungsgeschichte wie auch ernster Survivalbericht, denn der saisonale Umzug aus der Stadtbehausung auf St. Pauli in die Einraumwohnung vor den Toren der Großstadt trug durchaus herausfordernde Züge. „Abenteuer Heimat“ nennt Bruni Prasske das. Der Campingplatz, den sie als Standort für ihren Rex wählte, verfügt nicht über Strom, gekocht wird mit Gas oder gleich draußen am offenen Feuer, Wasser muss in Kanistern herbeigeschleppt werden. Der Mittvierzigerin gefällt das, „mit wenig zurechtzukommen, das befriedigt mich“, sagt sie. „Ich bin zum Beispiel glücklich, dass ich nur zwanzig Liter Wasser am Tag verbrauche, ich freuemich an so vielen einfachen Dingen, an einer Tasse Kaffee frühmorgens im Freien, an den vielen vorbeifahrenden Ozeanriesen, an der Natur.“ Asketisch geht es bei ihr aber keinesfalls zu, köstliche Beschreibungen von im afrikanischen Potjie oder am Grill zubereiteten Gerichten, von stilgerecht gestreiften Milchkaffees aus der Blechkanne, von kühlem Weißwein und dunklem Bier füllen ganze Seiten des unterhaltsamen Buches.

Bei ihrem temporären Freiluftleben hat die Weltenbummlerin ganz neue Seiten ihres Herkunftslandes entdeckt, „unser eigener Nachthimmel war mir bis dahin nicht vertraut“, erzählt sie „obwohl ich viele Nachthimmel in exotischen Ländern kannte“. „Da draußen“, sagt Prasske, „bin ich ganz weit weg von allem, obwohl die räumliche Distanz zu Hamburg nicht so groß ist.“ Kein Fernsehen, kein Internet, nur ein Kofferradio und ein Handy verbinden sie mit der Außenwelt, „das geht natürlich nur, weil ich als freie Autorin arbeite, außerdem habe ich bei Ausflügen einen Suchblick für Steckdosen entwickelt, an denen ich meinen Laptop immer wiederaufladen kann“. Das sei manchmal lustig, manchmal aber auch kompliziert.

Doch die Vorteile ihrer schlichten Sommerresidenz, die sie auch in diesem Jahr schon wieder bezogen hat, überwiegen für Bruni Prasske. Von ihrem Arbeitstisch geht sie „die zwanzig Meter zum Strand, und da kann ich schon direkt abschalten“. Wenn es heiß ist, legt sie sich in den Sand, wenn es kalt ist, zieht sie sich warm an. Allerdings: „Regenwetter über Tage hinweg“ gehört zuihren übelsten Erfahrungen am Elbstrand.„Da kommen keine Besucher, das kann verdammt einsam werden.“ Empfindet sie manchmal auch Angst, so allein in ihrem Gehäuse? „Ich will mir das Erleben nicht durch Angst vermiesen lassen, drum lasse ich sie nicht zu“, sagt sie. „Ich habe in Brasilien, in Südafrika und auch in den USA gesehen, was das mit den Menschen macht, wenn so eine Paranoia herrscht, wo mansich in bestimmten Gebieten und vor allem nachts nicht frei bewegen kann.“

Wertvoll findet sie auf dem Campingplatz den Kontakt zu den Nachbarn, meist eher unkonventionellen Menschen aus aller Herren Länder: „Man kann ungezwungenermiteinander umgehen.“ Und so hat sie einem manischen Tablaspieler in ihrem Buch ebenso ein kleines Denkmal gesetzt wie einem hilfsbereiten Outlaw, ein topfittes Rentnerpärchen ebenso gewürdigt wie einen mit allen Wassern gewaschenen Campingexperten.

Noch eine andere Leidenschaft kultiviert sie, seit sie unter die Wohnwagenbesitzer gegangen ist: „Baumärkte sind meine Lieblingsgeschäfte geworden. Und der Berger Campingkatalogzu einer Art Bibel.“ Sie hat für ihren Rex mit viel Freude das Nähen, Schrauben, Bastelngelernt. Und für die Zukunft ihres auch in unspießigen Kreisen immer beliebter werdendenTeilzeit Camperlebens würde sich die freiheitsliebende Frau wünschen, „dass es irgendwann mehr von diesen naturbelassenen Plätzen gibt, wo man ein bisschen mehr so sein kann, wie man möchte, ohne Platzwartmentalität, ohne genau abgestecktes Terrain und Zäunchen“.

Autorin Bruni Prasske stammt aus einer norddeutschen Kleinstadt, hat Interkulturelle Pädagogikstudiert und war Sozialarbeiterin, bevor sie sich längere Zeit in Ländern wie Iran, Südafrikaund Südamerika aufhielt und Bücher über deren Bewohner schrieb. In „Mein Wohnwagenund ich“, erschienen bei dtv für 9,90 Euro, entdeckt sie die exotischen Seiten ihrer Heimat.

Weitere Infos unter www.bruniprasske.de
Ausstellung Für Wohnwagenfans präsentiert der Reisemobilhersteller Hymer seit Kurzem ineinem 6000 Quadratmeter großen Museum im oberschwäbischen Bad Waldsee eine Geschichte des mobilen Reisens und mehr als achtzig historische Modelle. Bruni Prasske liest dort am12. Juli um19 Uhr aus ihrem Buch. Näheres unter www.erwinhymermuseum.de ulf

Presseartikel aus der Für Sie, Heft 18 / 2012: