Über den Wipfeln kann die Erfahrung grenzenlos sein!
Der Baumkronenpfad im Hainich

„Willkommen in den Baumkronen - dem vielfältigsten Lebensraum der Erde“. Mit diesen Worten werden Besucher im thüringischen Nationalpark Hainich empfangen. An diesem sonnigen Oktobertag zur Mittagsstunde warten etwa zwanzig Personen in waldgerechter Kleidung auf den Förster, der mit uns dem „Urwald auf das Dach steigen“ will. Während ich mich noch über zwei Paare in regenabweisendem Partnerlook wundere, erscheint ein sympathischer Naturbursche mit einer Feder am Hut, um uns in 10 Meter Höhe, am Beginn des 300 Meter langen Pfades zu begrüßen. Bereits in dieser Höhe eröffnen sich unbekannte Perspektiven. Unser Führer deutet auf das Nest einer Ringeltaube in der Verzweigung einer Eiche. Vom Boden aus wäre es nicht zu sehen. Nebenbei erfahren wir, woran man eine Stileiche erkennen kann und das in diesem üppigen Wald 26 Laubbaumarten auf humusreicher Erde, prächtig gedeihen. Wer, wie ich, allenfalls eine Kastanie von einer Birke unterscheiden kann, bei einer Esche bereits scheitert und von einer Elsbeere nie etwas gehört hat, dem zeigen sich, auf dem sanft ansteigenden Baumkronenpfad, ganz neue Welten. Aber nicht nur Laien finden Einblicke in einen weitgehend unerforschten Lebensraum. Auch so genannte Wipfelforscher kommen hier auf ihre Kosten, mussten sie die Baumkronen bisher doch mühsam erklettern.

erklettern.
Unser Förster ist seit 30 Jahren „im Holz“. Von einem überhängenden Ast nimmt er fast zärtlich einige Blätter zwischen seine Finger und erläutert die Merkmale eines Feldahorns. Mittlerweile befinden wir uns in 15 Metern Höhe, und unsere Gruppe ist deutlich angewachsen. Andächtig schauen wir in das üppige Grün eines gesunden mitteleuropäischen Laubwaldes. Der höchste Baum im Hainich misst erstaunliche 46 Meter, und bei einem Blick nach unten kann einem schon jetzt schwindelig werden.
Es ist ein windstiller Tag, aber in dieser Höhe wiegen sich die Kronen in einer sanften Brise. So habe ich einen Wald noch nie gesehen und bin fasziniert von dem weichen Schwingen, das am dunklen Waldesgrund nicht mal zu ahnen ist. Dort unten stehen die kräftigen Stämme unbeweglich und verwurzelt im Grund. Wir haben die Perspektive von Vögeln und Eichhörnchen eingenommen. Der Förster weist uns auf ein Spechtloch in einer Buche hin. „Spechte lieben Buchen, weil sie einen glatten Stamm ohne Äste haben. Das macht es Feinden schwer.“  Wir stehen quasi in der Einflugschneise, aber das scheint die Vögel nicht zu stören. Den neu eröffneten Baumkronenpfad mit seinen Besuchern haben sie problemlos angenommen. Kein Baum musste für den Bau weichen, und schon wenige Monate nach der Errichtung haben einige Waldbewohner das Gerüst als zusätzlichen Lebensraum entdeckt. Und auch die Touristen finden den Weg hierher. Erst kürzlich, knapp 6 Wochen nach der Einweihung,

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