knapp 6 Wochen nach der Einweihung, konnte der fünfzigtausendste Besucher begrüßt werden.
Unser Waldführer deutet auf einen abgestorbenen Baum und erläutert das Wirken des Zunderschwamms, der den Stamm in ca. 100 Jahren vollständig zersetzt haben wird. Er schätzt das Alter des toten Baumes auf 300 und verdeutlicht seinen staunenden Zuhörern den Kreislauf des Keimens, Gedeihens, Wachsens, Sterbens und Zersetzens im Laufe von  vier Jahrhunderten.
Als wir uns bereits in 20 Metern Höhe befinden, spricht er über Wildkatzen, die niemals den Wald verlassen. Ihr grau-braunes Fell und den kurzen, kräftigen Schwanz werden aber nur wenige Besucher sehen. Selbst unser Förster hat die nachtaktiven Tiere, von denen 30 Exemplare im Hainich eine ausreichende Lebensgrundlage finden, erst wenige Male zu Gesicht bekommen.
Am Ende des Weges weist er uns auf die Krone einer Rotbuche hin und nimmt die zarten Knospen liebevoll in die Hand. „Der Baum denkt schon jetzt im Herbst  an das kommende Jahr.“
Nun trennt uns nur noch ein kleiner Aufstieg vom  40 Meter hohen Aussichtsturm. Demnächst wird es auch einen Fahrstuhl für beeinträchtigte Besucher geben. Es ist ein erhabenes Gefühl über den Kronen zu stehen und den Wald als eigene Welt zu betrachten. Die erste Laubfärbung setzt ein und Farbtupfer mischen sich unter die zahlreichen Nuancen des Grüns. Das Schwingen der Kronen erinnert an eine sanfte Meeresdünung.

eine sanfte Meeresdünung. Der Blick schweift über den Thüringer Wald und das Thüringer Becken. Im Osten erkennt man das Städtchen Bad Langensalza und im Norden entdeckt man den Harz. Unser Förster streicht sich durch den dichten Bart. „Von Natur aus wäre ganz Mitteleuropa auch heute noch reines Waldland. Vor uns liegt das größte zusammenhänge Laubwaldgebiet Deutschlands. Es ist seit 1997 als Nationalpark ausgewiesen.“ Dann muss er sich verabschieden und eine neue Gruppe zur stündlich stattfindenden Führung begrüßen.

Bäume, mit ihren vielfältigen Rindenstrukturen, Blattformen, Kronendächern und ihrer Erhabenheit, werde ich von nun an mit anderen Augen sehen.

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